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Frau Mitte 50 ist zu alt, um Blog zu kapieren? Mein Sprung ins eiskalte Blogger-Wasser

Warum ein Blog? Warum jetzt? Woher dafür noch die Zeit nehmen? Als Solo-Selbstständige Künstlerin und Dozentin mit 24/7 Kunst-Business sind das tatsächlich die ersten Fragen, die mir in den Sinn kommen.

 

Um es gleich mal vorweg zu nehmen: Ich schreibe hier frei von der Leber weg, so wie ich bin, so wie mir der Schnabel gewachsen ist, nehme kein Blatt vor den Mund. Sagt man das heute noch so? Oder ist das schon veraltet? Nein, besser noch „veraltend“!

 

Ver|al|tend - von einer Entwicklung überholt werden, unmodern werden (Quelle: Duden)

 

Geiles Wort und ja, genauso fühle ich mich grade. Frau mit 50plus und fast reif für die Kiste, zumindest wenn es nach der gegenwärtigen Weltauffassung von YouTube, Facebook, Instagram, TikTok und Co. geht. Achtung: Veraltende Aufzählung!

 

Wenn dein Blog kein Blog ist, sondern einfach nur ein Tagebuch.

Seit Jahren berichte ich auf meiner Website in knappen Blitzlichtern von meinen Erlebnissen, Erkenntnissen, Erfolgen und Enttäuschungen im real existierenden Kunst-Business in einem BLOG. Dachte ich. Nur um jetzt erschüttert festzustellen, dass das gar kein Blog ist. Sondern bestenfalls ein Online-Tagebuch. Bloggen ist nämlich was ganz anderes.

 

Wie doof (sprich: alt, unmodern, überholt s.o.) kann man bitte sein? Wer mich ein bisschen kennt ahnt es schon: Der innere Kampf ist eröffnet! So nicht! Nicht mit mir! Dann blogge ich eben, ätsch, aber sowas von sahnemäßig! Und mache mich klammheimlich unter dem Radar erstmal schlau.

 

Was ist eigentlich ein Blog? Ich verstehe das bisher so, frei nach Professor Bömmel: Ein Blog, das ist ein großer schwarzer Raum im W3, der hat vorne und hinten ein Loch. In das eine Loch kippe ich 1000 sauber abgezählte Wörter rein in der Hoffnung, dass sie jemand liest. Über das andere Loch sprechen wir später. Hat aber irgendwas zu tun mit Algorithmen und Google Suche und Kundengewinnung.

 

Spannung, Spiel und Schokolade? Also das geht nun wirklich nicht! Oder doch?

So weit so gut. Nach einigen Stunden Internetrecherche ergibt sich ein klareres Bild von (m)einem Blog. Und das hat es in sich:

 

·        Spannend und witzig soll er sein, also vor allem Spaß machen (beim Schreiben und Lesen).

 

·        Relevante, interessante Themen möchte ich aufgreifen und meine Gedanken dazu teilen.

 

·        Meine Leserinnen sollen mich besser kennenlernen, also viel Persönliches, nicht nur knallhartes Kunst-Business.

 

·        Mein Blog soll einen Mehrwert bieten, weniger Laber-Rhabarber, mehr Input und Austausch und am besten mit Gimmick.

 

·        Regelmäßigkeit ist Trumpf! Zweimal im Monat neuer Content sollte schon sein.

 

Okay. Das klingt wie eine Mischung aus Yps-Heft, Regenbogenpresse und Tageszeitung. Keine Ahnung, ob ich damit zurechtkomme und ob du, meine werte Leserin, das gut findest.

 

An dieser Stelle mal schnell der Einschub zum Gendern, das gilt übrigens für die ganze Meermaid Art Website:

 

„Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.“

 

Bitte ersparen wir uns jegliche Pro- und Contra-Kommentare dazu… es schreibt und liest sich in dieser Form einfach besser. Da bin ich richtig Old School, womit wir wieder beim Thema veraltend sind.

 

Meine Wahrnehmung ist: Für Kreativität, Spaß und Erfolg ist man nie zu alt:

Wenn ich am Ende eines langen Malkurstages die erschöpften aber vor Stolz und Freude überglücklichen Gesichter meiner Kursteilnehmerinnen sehe, dann stelle ich keinen Unterschied fest.

 

Ob heftige Bob Ross® Fans der ersten Stunde („Den kenne ich noch aus meiner Jugend, immer nach der Disko morgens um fünf nochmal Fernseher an und auf BR3 dann zwei Stunden Happy Little Accidents gucken.“) oder die knuffige Omi mit ihrer 50 Jahre jüngeren Enkelin (Bob wer? Was bitte is ne Dauerwelle?).

 

In der Komfortzone sterben deine Träume!

Bleiben wir beim Malkurs-Beispiel. Der Schritt raus aus der gewohnten Komfortzone ist für alle, die nicht in dieser speziellen Maltechnik geübt sind, gleich groß. Es braucht eine erfahrene Anleitung, viel Übung und Geduld sowie eine extra große Portion Leidenschaft, um ein Handwerk von der Pike auf zu erlernen. Ich nenne es Hingabe.

 

Entscheidend ist, dass du den ersten mutigen Schritt wirklich machst. Manchmal verwechseln wir Gewohnheit mit Sicherheit und Unbekanntes mit Gefahr. Dann bleiben wir stecken, irgendwie blockiert, und nichts bewegt sich mehr.

 

Keine neue Erkenntnis, ich weiß. Nur nochmal auf den Punkt gebracht. Wenn ich nicht den Anfang mache, einen eigenen Blog auf die Beine zu stellen, regelmäßige Blogposts zu schreiben, dann wir es diesen besonderen einzigartigen Blog niemals geben. Und ein weiterer Traum stirbt.

 

Damit kann ich auch meine drei anfangs gestellten Fragen leicht beantworten:

 

·        Warum ein Blog? Weil ich es schon immer liebe, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben.

 

·        Warum jetzt? Weil mir das kreative Schreiben abseits vom Kunst-Business wahrhaftig fehlt.

 

·        Woher dafür noch die Zeit nehmen? Alles eine Frage der Priorisierung vor dem Hintergrund, wertvolle Lebenszeit sinnvoll zu nutzen.

 

Die paar Schreibstunden lutsche ich mir also irgendwo anders raus. Abwaschen, Staubsaugen oder Bügeln wären meine Loslassen-Präferenz, wenn es um wenig sinnvoll verbrauchte Lebenszeit geht. 

 

Der Abwasch kann warten, das Leben nicht. #WahrePostkartenweisheiten

 

Doch ich schweife ab und „Lebenszeit“ ist auf jeden Fall ein Thema für einen anderen 1000+ Worte Blogpost. Du kennst das schon von meiner Startseite, damit fängt bei mir alles an. Wenn du auf diesem ersten Blogpost gelandet bist und ihn bis zu dieser Zeile gelesen hast, hat dich das wohl auch irgendwie angetriggert.

 

Ich sehe schon, liebe Leserin, wir verstehen uns, schwingen auf einer Welle, Gesetz der Resonanz und so. Ist ein Naturgesetz, das veraltet nie. Es sei denn, die Erde ist irgendwann wieder eine Scheibe…

 

Was soll also für heute meine Quintessenz sein? F**k perfect!

Auf jeden Fall heißt mein alter Blog auf der Website nicht mehr Blog, sondern Diarium. Di|a|ri|um. Ein wunderbares veraltendes lateinisches Wort, das laut Duden so viel wie Tagebuch, Schreibheft oder Erinnerungen bedeutet. Ich liebe es! Lasst uns gemeinsam veraltende Worte retten! Mein Online-Tagebuch darf weiterleben.

 

Zum anderen, dass es sich großartig anfühlt, etwas Neues zu beginnen. Der Zauber des Anfangs hat mich voll erwischt, eine lange vermisste Magie entfaltet sich und mein Künstlerherz taumelt schon vor Freude. Könnte aber auch mein Magen sein, hatte erst eine Tasse Kaffee heute.

 

Sicher, mein erster Artikel ist nicht perfekt und klingt vielleicht auch verdächtig nach Baby-Boomer. Fuck perfekt! Die nicht perfekten Sachen machen das Leben erst reich und tief und schön und aufregend. Nur wer sich fröhliche, kleine Fehler erlaubt, kann sich wirklich weiter entwickeln.

 

Ist ja schließlich keine OP am offenen Herzen. Niemand kommt zu Schaden. Auch darüber schreibe ich bestimmt nochmal 1000+ Worte in einem anderen Blogpost. Wollen doch mal sehen, wie kalt das Blogger-Wasser wirklich ist.

 

 

PS: Meine persönliche Weltanschauung und das, was ich blogge, ist nicht die allgemeingültige unumstößliche Wahrheit. Gefällt dir etwas von dem, was du liest? Dann behalte und teile es. Alles andere schmeißt du gedanklich einfach weg. Check und Haken dran.

 

Du bist herzlich eingeladen, einen Kommentar für mich und andere Leserinnen zu hinterlassen.

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Kommentare: 3
  • #1

    Dorit (Samstag, 27 August 2022 19:24)

    Liebe Andrea,
    Ich begrüße Deine geschriebenen Worte... Gute Idee auf das gute "alte" zurück zu greifen �.... Mir geht es ganz ähnlich... Mitende50iger.....schreibt man das so �... mir egal... Die wertvolle Zeit mit den Dingen zu füllen für die man brennt... �.....für den einen mag es der Haushalt sein... �... für mich ist es Kreativität �️��... in diesem Sinne lass uns die Pinsel schwingen �‍♀️���

  • #2

    Ulrike (Samstag, 27 August 2022 21:07)

    Liebe Andrea,
    Das ist so genial. � Du schreibst mir aus der Seele... sinnvoll verbrachte Lebenszeit und so! Pfeif auf diese neumodischen Begriffe. Wir Mitt50er machen unser Ding mit viel Spaß! In diesem Sinne kreative Grüße

  • #3

    Karin (Mittwoch, 31 August 2022 10:32)

    Du weißt gar nicht, wie ich dich beneide!
    Für etwas brennen? Ja das hätte ich mir auch für mich gewünscht.
    Ich mache viele Dinge, wie z. B. malen, wirklich gerne. Aber richtig dafür brennen? Nein!
    Ich habe das "Eine" für mich noch nicht gefunden. Und viel Zeit habe ich fürs Finden nicht mehr.
    Ich wünsche dir mit deinem "neuen" Tagebuch (Blog) viel Erfolg!